Gundelach Schutzrechte und Anmeldungen aus Gehlberg

 

©  Tube Museum / Collection
Udo Radtke,  Germany
  2017-09-01


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Hier sind die Schutzrechte von Gundelach zu finden, D.R.P. und D.R.G. Da es aus Gehlberg auch noch weitere Anmeldungen gab, sind die hier ebenso aufgeführt.

Osmose-Patent

Das erste von Gundelach genannte Schutzrecht ist das DRP103100, die Osmose-Regenerierung betreffend. Es erscheint in der uns vorliegenden ältesten Preisliste für Großhändler, Dezember 1903.

Es betrifft ein seitlich in den Kathodenhals eingeschmolzenes Röhrchen aus Palladium, einem Metall der Platin-Gruppe, das außerhalb der Röhre ca. 4cm vorsteht und am äußeren Ende zugeschweißt ist. Wenn man es mit einer Spiritus- oder Gasflamme zum Glühen bringt, dringt Wasserstoff aus der Luft, durch die Wandung des Palladium-Röhrchens nach innen und weiter in die Röntgenröhre. Damit wird der Druck in der Röntgenröhre, der sich im Laufe des Betriebes durch Zerstäubung der Kathode verringert, wieder erhöht.

Erstaunlich ist nun, dass dieses Paten DRP103100 nicht auf Gundelach, sondern auf Paul Villard und Paul Chabaud, Frankreich, ausgestellt ist.

https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000103100A

 

In der Preisliste 60, September 1905, werden auf S.11 Details zur Funktion beschrieben. Erstmals taucht dort auch folgender Warnhinweis auf.

Spätestens jetzt kommen Fragen auf.

  • Hat es einen Deal zwischen Villard-Chabaud und Gundelach gegeben?
  • Hat Gundelach eine Lizenz genommen?
  • Hat Gundelach das Patent gekauft?
  • Hat Gundelach mit Anfechtung wegen bereits bekanntem Stand zur Osmose gedroht?

Die Tatsache, dass Platin im glühenden Zustand Wasserstoff durchlässt, hatte schon der französiche Chemiker Henri Etienne Sainte-Clair Deville 1818-1881, im Jahre 1864 festgestellt. Da Palladium auch in die Gruppe der Platin-Metalle gehört, war es auch wohl dort festgestellt worden.

Dazu die Fundstelle im Polytechnischen Journal:

Deville, über die Porosität des Platins bei erhöhter Temperatur. (Jg. 1864, Bd. 171, Nr. LI., S. 199–201)

Somit darf man davon ausgehen, dass die Durchlässigkeit für Wasserstoff bekannt war, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Anwendung in der Röntgenröhre.

Es könnte wohl so gewesen sein, dass Gundelach die Nutzung gestattet wurde, man sich aber verpflichtete, keine Röhren mit der Villard-Chabaud-Regeneration nach Frankreich zu liefern.

In einer Ausführung zu dieser Art der Regeneration schreibt Prof. Dr. Albert Schön... auf dem Röntgenkongress 1908 in Berlin, dass die Regeneration mittels Osmose sich nicht sonderlich bewährt habe, da der Vorgang zu lange dauere.

Patentröhre

Das Patent dazu ist DRP109449 vom 16.04.1899.
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000109449A  

Die Bezeichnung "Patent-Röhre" ist wohl auf das angemeldete Patent DRP109449 zurückzuführen. Die Fertigung ging bis 1915.

Am gleichen Datum wurde auch ein Patent zur Ausgestaltung der Kathode angemeldet.

E. Gundelach, Gehlberg / Kathode für Vakuumröhren / 16.04.1899  / 10.03.1900
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000108984A

P08

 

Wasserkühlröhre

 1902-S28-DRGM / P24

 

E. Gundelach, Gehlberg / Röntgenröhre mit Wasserkühlung / 24.06.1904 / 10.04.1906
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000169566A

Die Röhre wurde bereits in der Liste Dezember 1903 abgeboten, das Patent dazu aber erst am 24.06.1904 angemeldet.

Aus Preisliste Dez. 1903

     

Die gleiche Anmeldung erfolgte auch zeitnah in USA.

E. Gundelach, Gehlberg, Wasserkühlröhre,  USA / 18.12.1904 / 19.12.1905
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=US000000807673A

 

Zuvor hat es aber auch schon Anmeldungen zu wassergekühlten Röntgenröhe gegeben, wie hier:

CHF Müller Hamburg / Röntgenröhre mit durch Wasser gekühlte Antikathode / 21.05.1899 / 19.09.1900
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000113430A

Mylius Ehrhardt, Berlin, / Apparat zur Erzeugung von Röntgenstrahlung mit wassergekühlter Antikathode / 01.08.1899 / 13.04.1901
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000119307A

W.A. Hirschmann, Berlin, / Einrichtung zur Kühlung der Antikathode bei Röntgenröhren / 20.12.1900 / 21.12.1901
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000126741A

Burger, Berlin, Vorrichtung zur Erzeugung von Röntgenstrahlung (Wasserkühlröhre) / 19.04.1901 / 22.04.1902
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000129974A

Die Anmeldung DRP169566 von  Gundelach hatte allerdings den Vorzug, dass der an der Platinplatte rückseitig angebrachte Schaft eine deutlich größere Wärme-Übertragungsfläche an das Wasser besaß.

Das Patent wurde aber erst relativ spät, erst am 10.04.1906, erteilt. Hier hat es vermutlich Einsprüche gegeben, die erst abgearbeitet werden mussten. In der Liste 1905 war die wassergekühlte Röhre noch enthalten, danach viele Jahre nicht mehr. Erst in der Liste von 1915 taucht sie wieder auf, vermutlich waren zu diesem Zeitpunkt  Patente der früheren Anmelder bereits erloschen.

Vielleicht war dies auch ein Grund dafür, warum Gundelach als einziger alle möglichen Konstruktionen zur Wärmeabfuhr von der Antikathode,  aber der Kathode, entwickelte.

Weitere Anmeldungen von Gundelach:

  1904-190-DRGM / P36 / E. Gundelach, Gehlberg

Diese Gebrauchsmuster betrifft offensichtlich die bereits in der Preisliste Dez. 1903 zusätzlich beworbenen "Röntgenröhren mit vorgeschobenem Hals".

P74 / E. Gundelach, Gehlberg

P97 /F. Schilling, Gehlberg

E.Gundelach, Gehlberg / Röntgenröhre / (Kühler f. Antikathode) 27.11.1907 / 22.10.1909
 https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000215671A

Wolfram-Röhren

In der Nachtragsliste 1912 zur Liste Nov. 1911 erscheinen erstmals Röhren mit Antikathoden aus Wolfram. Dazu ist in der Liste folgender Vermerk eingetragen.

Es handelt sich hier um das Siemens & Halske-Patent vom 08.11.1904, das eine Antikathode aus Wolfram unter Schutz stellt.
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000165138A

Das bedeutet, dass es Gundelach offensichtlich  gestattet wurde, nunmehr ab Anfang 1012 solche Röhren selbst anzubieten, mit der Ausnahme, nicht nach England zu liefern, da dort von Siemens eigene Interessen  bestanden.

Regeneratoren

Das Grundprinzip, über elektrische Ströme Gas abzuspalten, wurde im Prinzip schon von Dr. Zehnder, Freiburg, im Jahre 1896 beim Eidgenössischen Patentamt, Schweiz, angemeldet.

DR. Ludwig Albert Zehnder, Freiburg / Druckreguliervorrichtung an Gefäßen mit gasverdünnten Räumen, durch welchen elektrische Ströme geschickt werden, z.B. Röntgenröhren / 14.08.1896
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=CH000000012751A

Aber auch F. Schilling, Gehlberg trat damit schon am 08.10.1901 sehr früh in Erscheinung.

 1902-S28-DRGM / P25 / F. Schilling, Gehlberg

Das Gebrauchsmuster DGM 346585 von Gundelach wurde erst am 08.07.1908 erteilt und ist damit das wohl späteste Schutzrecht eine Regenerations-Vorrichtung betreffend, aber doch noch sehr erfolgreich war.

 1908-168-DRGM / P50 / E. Gundelach, Gehlberg

P51

Nachfolgend eine Einzelseite, die seinerzeit von Gundelach veröffentlicht wurde. In den Preislisten erschien dieser Regenerator erstmals 1908.

Zuvor hatte es schon umfangreich Anmeldungen zu ähnlichen Regeneratoren gegeben.

Hugo Wiegand, Gehlberg / Vak.-Röhre m. Einrichtung z. Regulierung d. Vakuums. /22.07.99 /10.04.1900
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000109898A

P12

 

F. Schilling, Gehlberg

Auszug aus frühem Schilling-Katalog

CHF Müller / Vorrichtung z. Vermehrung des Luftinhaltes in Röntgenröhren / 16.02.1901 /28.06.1905
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000161514A

Albert Friedländer, Berlin / R.F. Friedlander, Chicago / Röntgenröhren mit Regelungssubstanzen für die Gasdichte / 06.06.1902 / 07.12.1903
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000145788A

Es sind aber auch noch weitere, ähnlich aussehende Regeneratoren aufgetaucht, von denen nicht klar ist, ob dafür Schutzrechte vorliegen bzw. wer sie herstellte.

P72 / F. Schilling, Gehlberg
P73

Ventilröhren

E. Gundelach, Gehlberg / Vakuumrohr / Ventilröhre / 17.03.1901 / 03.10.1901 /
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000124075A

 

 

Polyphos München /  Ventilröhre / 19.10.1907 / 14.04.1909 /
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000209077A

Anmerkung: Dieses Patent wird auch von Gundelach in seiner Preisliste in 1922 genannt.
Hier stellt sich die Frage, warum ein Fremd-Patent, das1909 erteilt wurde, erst in der Gundelach-Liste von 1922 zur Anwendung kommt.

Auszug aus Liste v. 1922

 

E. Gundelach, Gehlberg /  Ventilröhre / 10.11.1908 / 10.05.1909 /
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000209969A

Anmerkung: Die Ausführung Fig.2 kam in den Preislisten erstmals 1910 mit dieser Patentnummer vor.

 Fig.2 / P52

 In Liste 1913 wurde sie erstmals auch in blau angeboten

 Ab Liste 1913 auch in blau / P53

Eine Röhre nach Fig. 3 befindet sich bei Gundelach im Lager. ( Wurde aber nie in einer Preisliste aufgeführt.)

  Röhre nach Fig.3 / P54

Sonstige Anmeldungen

  1909-49-DRGM / P56 / F. Schilling, Gehlberg

GM / P84 / F. Schilling, Gehlberg

GM / P85 / F. Schilling, Gehlberg

US Patent 1 170 247 von 1916-02-01 Anticathode for Röntgen Ray Tubes

Patent US1170247

 

Emil Raffler, Düsseldorf  / Röntgenröhre mit verzögerter Kühlung / 18.10.1919 / 15.02.1921
https://depatisnet.dpma.de/DepatisNet/depatisnet?action=pdf&docid=DE000000332894A

 

P60

Anmerkung: Dieses Patent wird auch von Gundelach in seinen Preislisten in 1922 genannt.
Emil Raffler soll, wenn es denn dieser ist, von 1890 bis 1947 gelebt haben. Er sei Ingenieur und Hersteller der ERA-Verstärkungsfolien gewesen.

Auszug aus Liste 1922

 

 

 

 


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